Vortrag: Ines Kleesattel – To Risk Response-Ability

Vortrag von und Diskussion mit Ines Kleesattel am 16. November 2019

Symposion

Eine Veranstaltung des Haus der Kulturen der Welt (HKW) Berlin

Als Teil der Eröffnung des Symposiums Das Unvorhergesehene – Vom Reiz des Risikos in partizipativen Künsten mit Vorträgen zu partizipatorischer Kunst unterschiedlichster Herkunft, fragt Ines Kleesattel unter dem Titel To Risk Reponse-Ability – Listening to not quite so much Authorized Stories anschließend an die programmatische wie provokante Idee einer Welt-Ästhetik, die der Schriftsteller und Philosoph Édouard Glissant mit Blick auf die Karibik entwickelte, welche diejenigen Stimmen sind, die in der Kunstgeschichte Gehör finden.

Ort: John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin
Zeit: 11.15–14.30 Uhr
Hier klicken, um die Videoaufzeichnung des Vortrags anzuschauen. Hier geht es zur Audioversion.

Symposionbeschreibung:
Partizipative Kunst ist mehr als Kunst, die zum Mitmachen einlädt. Sie setzt auf Kooperation und Austausch zwischen allen Akteur*innen. Es geht also um eine Art „Neualphabetisierung“ des Kunstverständnisses. Doch Kunst, die sich nicht als abgeschlossenes, materielles Werk versteht, sondern als gemeinschaftlicher Prozess, entzieht sich der Kontrolle. Die Konferenz interessiert sich für diesen Kontrollverlust und seine Implikationen: Wer ist Autor*in, wer Zuschauer*in? Wann entsteht etwas, wann geht es schief – und wer entscheidet darüber? Was bedeutet diese Form des Unvorhersehbaren für das Verständnis von Kunst?
Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen und Künstler*innen reflektieren in Vorträgen künstlerische Praktiken von Zürich über Kairo bis nach Lubumbashi, die Beteiligung als essentiellen Teil ihrer Arbeit ansehen. Anschließend diskutieren die Beitragenden ausgehend von dem Werk der Künstlerin Tania Bruguera, die für ihre performativen Arbeiten den Begriff der „arte útil“, der nützlichen Kunst, prägte, kunstwissenschaftliche, politisch-aktivistische, dekoloniale, historische und künstlerische Perspektiven.

Kuratorisches Statement zum Symposion:
„Kann ich sanft das Wort ergreifen? Kann ich überhaupt sprechen, ohne das Wort zu ergreifen? Ohne Gewalt oder Missbrauch? Ja, kann das Sprechen auf freundschaftliche, brüderliche Weise neben mir, neben uns bestehen? Das Sprechen steht schon sehr früh, von Kindheit an, für Macht.“ (Anne Dufourmantelle) Anne Dufourmantelles Buch Lob des Risikos bezeichnet eine Grundeinstellung zur Welt: die Aufforderung, unsere Gegenwart nicht vom Muster bisheriger Erfahrungen vereinnahmen zu lassen, sondern dem Ungewissen Raum zu geben. Das Symposium greift diese Idee auf im Zusammenhang mit partizipativer Kunst. Ohne eine endgültige oder klar abgegrenzte Form anzunehmen, öffnet sich diese Kunst zu ihren Betrachter*innen, die zu Teilhabenden, ja zu Handelnden werden. Und sie vermischt sich mit anderen, künstlerischen oder auch politischen Artikulationsweisen. So lädt partizipatorische Kunst ein zum Sprechen im Ungewissen, über Unvorhergesehenes. (Alia Rayyan und Beate Söntgen)

Das Symposion ist Teil des zwischen 2019 und 2021 statthabenden, übergreifenden HKW-Projekts Das Neue Alphabet. Das Neue Alphabet versteht sich als Diagnose und Polemik zugleich: Lokale, undurchsichtige oder marginalisierte Wissensformen weichen mehr und mehr abstrakten universalisierenden Strukturen. Das Projekt macht es sich zur Aufgabe, Strategien des Widerstands gegen solche Prozesse forcierter Alphabetisierung zu identifizieren – oder sie zu entwickeln. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf künstlerischen Methoden der Aneignung und Kreolisierung und ihrer Bedeutung im Kontext der Alphabetisierung.

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